In der heutigen globalisierten Wirtschaft ist Innovation ein entscheidender Erfolgsfaktor für Unternehmen in allen Branchen. Neue Start-ups fordern etablierte Unternehmen heraus. Um ihren Wettbewerbsvorteil zu sichern, müssen sich Unternehmen ständig neu erfinden und innovative Lösungen hervorbringen. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, besteht darin, eine Corporate Venture Building Einheit aufzubauen. Dabei werden bereits vorhandene Ressourcen eines Unternehmens genutzt, um außerhalb der bestehenden Organisation eine neue Geschäftseinheit zu etablieren. In diesem Artikel wird anhand eines Praxisbeispiels mit der REHAU Gruppe gezeigt, wie dies erfolgreich umgesetzt werden kann. Das Unternehmen aus dem Kunststoffbereich hat in Zusammenarbeit mit Bitrock Digital Partners die Venture-Building-Einheit REHAU New Ventures gegründet, um Innovation und Digitalisierung zu fördern und neue Geschäftsfelder zu erschließen.


Wie stellt sich ein Unternehmen auf Marktveränderungen und zunehmende Konkurrenz ein?

Die REHAU Gruppe bietet Lösungen für die Bauindustrie, den Möbelbereich und den Automobilsektor an. Im Jahr 2017 begann das Unternehmen mit einem kleinen Team und externer Unterstützung eine interne Organisationseinheit aufzubauen. Diese Einheit beschäftigte sich mit Innovationen und der Erschließung neuer Geschäftsfelder, die auf dem Kerngeschäft der REHAU Gruppe aufbauen sollten. Das Ziel bestand darin, über das Kerngeschäft hinaus neue Geschäftsfelder zu entwickeln. Das Team initiierte verschiedene Projekte in der Bauindustrie, wie beispielsweise den Aufbau von Geschäftsmodellen im Tiefbau, Straßenbau, Rohrbereich und Fensterbau. Es wurden auch Innovationen wie smarte Alarmanlagen und digitale Displays getestet. Im Laufe der Zeit wurde klar, dass auch andere Abteilungen wie das Produktmanagement und das Business Development verstärkt an innovativen Projekten beteiligt waren. Daher entschied sich das Unternehmen, eine eigenständige Corporate Venture Building Einheit zu gründen, die unabhängig von der Unternehmensstruktur agiert. Obwohl die interne Innovationsabteilung an vielen Projekten mitgearbeitet hatte, wurde deutlich, dass der Mehrwert durch eine Ausgründung maximiert werden konnte. Durch die Trennung vom Unternehmen erhielt REHAU New Ventures größere Flexibilität und Freiheit, um neue Ideen zu entwickeln und Risiken einzugehen. Die losgelöste Struktur ermöglichte es der Einheit, unabhängig zu agieren und eine innovative und kreative Unternehmenskultur zu etablieren.


Wie verläuft die Gründung einer eigenständigen Innovationsabteilung?

Im Jahr 2020 wurden die bestehenden Teams, darunter die Innovationsabteilung und das Innovation Lab, zusammengeführt und REHAU New Ventures ins Leben gerufen. Um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten, wurde die Expertise von Bitrock Digital Partners hinzugezogen. Das Management erhielt in Workshops strategische Beratung und Coaching, um bestehende operative Konzepte zu verbessern. Gemeinsam mit REHAU New Ventures wurde ein solides Setup für die neue Venture-Einheit entwickelt. Es wurde sichergestellt, dass die Einheit genügend Freiheit und Motivation hatte, um erfolgreich zu sein. Zudem wurde ein Handbuch für den strukturierten Aufbau zukünftiger Projekte erstellt. Die neue Einheit kombinierte Software- und Hardware-Entwicklungsteams sowie Elektronik-Spezialisten und wurde als eigenständige Ventures GmbH am Markt etabliert. REHAU New Ventures brachte Kompetenzen aus dem Mutterunternehmen mit, darunter Innovationsmanagement, Innovationsarchitektur, Software-Entwicklung, Elektronikexpertise, Marketing, Business Development, E-Commerce, Finanzierung und Risikokapital. Durch die Nutzung dieser Kompetenzen und Ressourcen aus dem Mutterunternehmen konnte die Innovationsabteilung von Anfang an auf einem soliden Fundament aufbauen und Innovationen schneller und effektiver entwickeln und umsetzen als neu gegründete Start-ups. Dadurch konnte ein entscheidender Wettbewerbsvorteil erlangt und Innovationen schneller am Markt etabliert werden. Die Gründung von REHAU New Ventures ermöglichte es der REHAU Gruppe, ihre Innovationsfähigkeit zu maximieren und ihr Wachstumspotenzial zu erhöhen.


Welche Funktion hat die Innovationsabteilung im Unternehmen und wie ist sie strukturiert?

REHAU New Ventures GmbH ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der REHAU Gruppe, die langfristig ein Portfolio von Unternehmen aufbauen möchte. Diese Ventures werden als eigenständige Unternehmen geführt und verwaltet. Das Ziel besteht darin, ein wertvolles Portfolio aufzubauen und jährlich zwei bis drei neue Start-ups oder Ventures zu gründen. Dabei liegt der Fokus auf der Schaffung langfristigen Werts für das Portfolio. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden zwei Teams mit unterschiedlichen Schwerpunkten etabliert. Das erste Team konzentriert sich auf digitale Prozesse und Tools, um den Hausbau und die Renovierung effizienter zu gestalten. Das zweite Team arbeitet im Bereich "Better Living" und entwickelt elektronische Produkte und digitale Dienstleistungen, um das Leben in Gebäuden angenehmer zu gestalten. Beide Teams setzen sich aus interdisziplinären Teams zusammen, die Fachkenntnisse aus Bereichen wie Innovationsmanagement, Kundenservice, Technik und UI-Design einbringen. Bei der Entwicklung neuer Ventures und Start-ups innerhalb von REHAU New Ventures steht die schnelle und iterative Validierung von Ideen im Mittelpunkt. Dabei werden Kundenprobleme als Ausgangspunkt genommen und Lösungen frühzeitig prototypisch getestet. Sobald ein Minimal Viable Product (MVP) oder ein fortgeschrittener Mock-up vorhanden ist und Kunden bereit sind, das Produkt zu nutzen, wird ein Businessplan erstellt und dem Aufsichtsrat sowie Investoren präsentiert.

Um das neue Venture erfolgreich auf den Markt zu bringen, wird ein dediziertes Team gebildet, das sich ausschließlich um die Umsetzung kümmert. Gleichzeitig werden Synergien zwischen den Ventures genutzt und gemeinsame Strukturen geschaffen, um Effizienzvorteile gegenüber Konkurrenten am Markt zu erzielen. Dazu gehört auch ein spezielles Team, das den einzelnen Ventures in Bereichen wie Buchhaltung oder ERP-System unterstützt. Durch diese gemeinsamen Strukturen und Dienstleistungen können wiederholbare Prozesse geschaffen werden, die die Effizienz steigern und so die Wertentwicklung des gesamten Portfolios vorantreiben.


Welche Phasen gibt es bei der Ausgründung und welche Herausforderungen müssen Unternehmen bei der Gründung von Ventures bewältigen?

REHAU New Ventures unterteilt den Ausgründungsprozess in vier Phasen: Ideenfindung, Aufbau, Skalierung und Übergang/Exit. In der Ideenfindungsphase besteht eine große Herausforderung darin, den Kunden im Fokus zu behalten und Hypothesen schnell zu testen und zu bestätigen oder zu widerlegen. Die Entwicklung geeigneter Lösungen kann ebenfalls eine Herausforderung darstellen, da nicht alle Probleme zwangsläufig eine Lösung haben. In der Aufbauphase besteht die wichtigste Herausforderung darin, das richtige Team zusammenzustellen, das sich ergänzt und die gleiche Kultur teilt, aber auch unterschiedliche Perspektiven zulässt. Zudem ist es in dieser Phase wichtig, über ein breites Kompetenzportfolio zu verfügen und frühzeitig externe Kompetenzen einzubeziehen. Dies kann durch die Auswahl geeigneter Mitarbeiter oder durch Partnerschaften wie mit Bitrock Digital Partners erfolgen, die über Branchen- und Methodenkenntnisse aus langjähriger Projekterfahrung verfügen.


Was sind die wichtigsten Erkenntnisse von REHAU New Ventures beim Aufbau von Ventures?

Es ist entscheidend zu verstehen, in welcher Phase sich ein Projekt befindet und welche Anforderungen damit einhergehen. In der frühen Phase ist es wichtig, dass Teams unterschiedliche Perspektiven haben und Ideen aus verschiedenen Quellen generieren. Sobald ein Konzept validiert wurde, müssen jedoch Experten für die Entwicklung und Markteinführung des validierten Konzepts gewonnen werden. Hier ist ein starker Fokus entscheidend. Darüber hinaus ist es wichtig, Domänenkompetenz für den Aufbau zukünftiger Ventures aufzubauen, um auf vorhandene Ressourcen zurückgreifen zu können. Im Venture Building ist auch das Portfoliomanagement entscheidend, um Risiken zu streuen und Ausfälle auszugleichen. Es kann sinnvoll sein, ein vergleichsweise großes Portfolio aufzubauen oder sich mit anderen Unternehmen zusammenzuschließen, um das Risiko auf mehrere Unternehmen zu verteilen. Schließlich sollten Unternehmen im Venture Building bereit sein, langfristig in ihre Ventures zu investieren und Geduld zu haben, da der Erfolg nicht immer sofort kommt. Es braucht Zeit, um ein tragfähiges Geschäftsmodell aufzubauen und am Markt zu etablieren.


Fazit

Die Gründung einer Corporate Venture Building Einheit kann für Unternehmen eine effektive Methode sein, um Innovation und Wachstum zu fördern. Die REHAU Gruppe hat mit der Gründung von REHAU New Ventures erfolgreich neue Geschäftsfelder erschlossen und ihre Innovationsfähigkeit gestärkt. Durch die Nutzung vorhandener Ressourcen und die Zusammenarbeit mit externen Partnern wie Bitrock Digital Partners konnte eine kreative und innovative Unternehmenskultur etabliert werden. Die strukturierten Phasen des Venture Building-Prozesses ermöglichen es, Ideen schnell zu validieren und erfolgreich am Markt zu etablieren. Wichtige Erkenntnisse aus der Praxis sind die Bedeutung eines multidisziplinären Teams, die Notwendigkeit von Domänenkompetenz und die Bereitschaft, langfristig in Ventures zu investieren. Mit der richtigen Herangehensweise und einem klaren Fokus können Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken und langfristigen Erfolg erzielen.